Der krank Esel
In der Hohnweis Wolfran
Ein Esel lag darnieder
In einem Wald sehr krank.
Ein Wolf der stellt sich bieder,
Nahm für ihn seinen Gang,
Tät ihm schmeichlend zusprechen:
"Leid ist mir dein Unfall.
Sag, wo ist dein Gebrechen?"
Begriff ihn überall.
Der Esel lag in Sorgen,
Forcht des Wolfs Hinterlist,
Sprach zum Wolf unverborgen:
"Wo du mich greifen bist,
Ist am größten mein Schmerzen.
Ich bitt dich, geh von mir,
So wird Ruh meinem Herzen;
Das fürchtet sich vor dir." -
Also wo los Gesellen
Voll allerlei Bosheit
Sich freundlich gen eim stellen,
Der vertrau nit zu weit!
Sorgfältig sei einzogen,
Fürcht seine böse Tück.
Kummt er ab unbetrogen,
So sag er von Glück.
Ein schöns Lied einer ehrlichen Jungfrauen
In eignem Ton mit ihrem Namen in fünf Buchstaben
Mein Herz hat mir umfangen
Mit süßer Liebe Brunst,
Mit Sehnen und Verlangen
In treuer Lieb und Gunst
Ein Jungfrau, schön und zart,
Ganz tugendhafter Art:
Dieweil ich lebt auf Erden
Kein Mensch mir lieber ward.
Ach wollt Gott, daß die Reine
Erkennt mein Herz und Gmüt,
Daß ich begehr alleine
Gnad ihr mildreichen Güt.
Darauf tu hoffen ich,
Sie wird aufnehmen mich
Zu eim treuen Liebhaber
Hie und dort ewiglich.
Rein in ehlicher Treue,
In Lieb und Stetigkeit
Sich unser Lieb verneue
Unsers ganz Lebens Zeit,
Daß sich mehr' beidersam
Unser Geschlecht und Stamm,
Fruchtbar mit Heil und Glücke,
Mit untödlichem Nam.
Ich bitt, du einiges Eine,
Du mein herziges Herz,
Gib deinen Willen dareine,
So nehmt ein End mein Schmerz.
Gut Hoffnung mich ernährt,
Dein Herz werd zu mir kehrt;
Wär mir die höchste Freude,
Würd mir das Heil beschert.
All Hoffnung tu ich setzen,
Mein höchster Schatz, auf dich,
Du werdst mich Leids ergetzen,
Günstig begnaden mich,
Daß du werdst ewig mein
Und ich werd ewig dein
In dem ehlichen Stande.
Wie möcht uns baß gesein?!