Abwärts wend ich mich zu der heiligen, unaussprechlichen, geheimnisvollen Nacht. Fernab liegt die Welt - in eine tiefe Gruft versenkt - wüst und einsam ist ihre Stelle. In den Saiten der Brust weht tiefe Wehmut. In Tautropfen will ich hinuntersinken und mit der Asche mich vermischen. - Fernen der Erinnerung, Wünsche der Jugend, der Kindheit Träume, des ganzen langen Lebens kurze Freuden und vergebliche Hoffnungen kommen in grauen Kleidern, wie Abendnebel nach der Sonne Untergang. In andern Räumen schlug die lustigen Gezelte das Licht auf. Sollte es nie zu seinen Kindern wiederkommen, die mit der Unschuld Glauben seiner harren?
Was quillt auf einmal so ahndungsvoll unterm Herzen, und verschluckt
der Wehmut weiche Luft? Hast auch du ein Gefallen an uns, dunkle
Nacht? Was hältst du unter deinem Mantel, das mir unsichtbar
kräftig an die Seele geht? Köstlicher Balsam träuft
aus deiner Hand, aus dem Bündel Mohn. Die schweren Flügel
des Gemüts hebst du empor. Dunkel und unaussprechlich fühlen
wir uns bewegt - ein ernstes Antlitz seh ich froh erschrocken,
das sanft und andachtsvoll sich zu mir neigt, und unter unendlich
verschlungenen Locken der Mutter liebe Jugend zeigt. Wie arm und
kindisch dünkt mir das Licht nun - wie erfreulich und gesegnet
des Tages Abschied. - Also nur darum, weil die Nacht dir abwendig
macht die Dienenden, säetest du in des Raumes Weiten die
leuchtenden Kugeln, zu verkünden deine Allmacht - deine Wiederkehr
- in den Zeiten deiner Entfernung. Himmlischer, als jene blitzenden
Sterne, dünken uns die unendlichen Augen, die die Nacht in
uns geöffnet. Weiter sehn sie als die blässesten jener
zahllosen Heere - unbedürftig des Lichts durchschaun sie
die Tiefen eines liebenden Gemüts - was einen höhern
Raum mit unsäglicher Wollust füllt. Preis der Weltkönigin,
der hohen Verkündigerin heiliger Welten, der Pflegerin seliger
Liebe - sie sendet mir dich - zarte Geliebte - liebliche Sonne
der Nacht - nun wach ich - denn ich bin dein und mein - du hast
die Nacht mir zum Leben verkündet - mich zum Menschen gemacht
- zehre mit Geisterglut meinen Leib, daß ich luftig mit
dir inniger mich mische und dann ewig die Brautnacht währt.