Abschied

Text by Eduard Mörike (1804-1875)
Set by Hugo Wolf (1860-1903), from Mörike-Lieder, no. 53.



 Unangeklopft ein Herr tritt Abends bei mir ein:
 »Ich habe die Ehr', Ihr Recensent zu sein!«
 Sofort nimmt er das Licht in die Hand,
 besieht lang meinen Schatten an der Wand,
 rückt nah und fern: »Nun, lieber junger Mann,
 sehn Sie doch gefälligst mal Ihre Nas' so von der Seite an!
 Sie geben zu, daß das ein Auswuchs is'.«
 Das? Alle Wetter gewiß!
 Ei Hasen! ich dachte nicht, all' mein Lebtage nicht,
 daß ich so eine Weltsnase führt' im Gesicht!
 Der Mann sprach noch Verschied'nes hin und her,
 ich weiß, auf meine Ehre, nicht mehr;
 meinte vielleicht, ich sollt' ihm beichten.
 Zuletzt stand er auf; ich that ihm leuchten.
 Wie mir nun an der Treppe sind,
 da geb' ich ihm, ganz froh gesinnt,
 einen kleinen Tritt, 
 nur so von hinten aufs Gesäße mit -
 alle Hagel! ward das ein Gerumpel,
 ein Gepurzel, ein Gehumpel!
 Dergleichen hab' ich nie gesehn, all' mein Lebtage nicht gesehn
 einen Menschen so rasch die Trepp' hinabgehn!


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